Köthener Reitjagd-Tage 2013

Auf der Spur. Unterwegs mit Pferd, Meute und Bläsern im UNESCO-Biosphärenreservat

Seit 20 Jahren richten der Brandenburger Hunting Club (BHC) und das Gestüt am Pichersee im Dorf Köthen/ Spreewald zwei Schleppjagden aus: am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, sowie am nach- bzw. vorausfolgenden Samstag. Ebenso konstant wie diese beiden Termine ist das Wetter: Es ist immer herbstlich-warm und sonnig – so zumindest die Wahrnehmung der teilnehmenden Reiter!

In diesem Jahr bildete den Auftakt die „XXIII. Große Märkische Jagd“. Jagdherrin Elke Bröcker erfreute sich bei der traditionellen Begrüßung auf dem Köthener Dorfplatz an der großen Schar ihrer mitreitenden Familie. Jagdherr Bernd Schiel, Gründungsvater und Master des BHC, begrüßte die 25 teilnehmenden Reiter. Joint-Master Andreas Hoffmann erläuterte den Jagdblauf und die von ihm ausgearbeitete Streckenführung, die alljährlich sehr gelobt wird. Die Jagdgesellschaft mit Equipage, Hundemeute und Bläsergruppe gab im goldenen Herbstlicht ein herrliches Bild ab, das Zuschauer und Fotografen anlockte.

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Foto: Klaus-Dieter Baumgart, 2013

Auf der weit einsehbaren Koppel unweit des Gestüts begann die Schleppjagd hinter der Brandenburger Meute mit Master Hinrich Mönchmeyer. Über 18 Kilometern folgte das berittene Feld den Hunden, die das Trittsiegel des Schleppenlegers Dr. Reinhard Buck stets zuverlässig aufspürten. Den Weg über Wiesen, durch Wald und Gehölz wiesen souverän Senior Bernd Schiel und der 11-jährige Moritz auf Pony Zara. Im Springerfeld sah man den 83-jährigen Landrat a. D. Wolfram Beck neben dem 14-jährigen Linus freudig reiten.

Die herrliche Landschaft rund ums Gestüt am Pichersee wurde in zwölf Schleppen mit 26 Jagdsprüngen, abwechslungsreichen Wegeführungen mit leichten Bergauf- und Bergab-Passagen durchquert: Es ging entlang der Heideseen durchs UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald zum Stopp nach Groß Wasserburg und von hier über Wiesen und durch Kiefernwälder zurück nach Köthen. Im Gestüt begrüßte das Ehepaar Leitner die Jagdgesellschaft mit einem großen Feuer zu Ha, la lit und Curée.

Ein unvergesslicher Abend folgte am Forsthaus mit Blick über die Wiesen auf den idyllischen Waldsee. Den hungrigen Reitern und ihren Familien wurde in diesem Jahr ein saftiger Hirschbraten mit Klößen und Rotkohl von der Gastronomin Ute Schwerdtfeger serviert. Am Abend spielten die Bläser der „Rallye Dampierre“ in ihren roten Röcken traditionelle Fanfaren der Französischen Jagd. Wahrlich schön war das „Relais-Blasen“ (wechselseitiges Blasen) von Steg zu Steg über den See hinweg. Bis tief in die Nacht saß die Jagdgesellschaft zusammen. Durch den dunklen Wald hörte man sie zu Gitarre und Akkordeon fröhlich singen.

Der Tag zwischen den beiden Jagden galt der Entspannung: Manche verabredeten sich individuell zum Ausritt, andere folgten der Einladung des Masters of Hounds, am Hundetraining mitzuwirken. Auf den großen Pferden erblickte man an diesem Tag so manchen kleinen Nachwuchsreiter, der die komplexen Regeln des Jagdhunde-Führens im Gelände aufmerksam verfolgte und mit Pferd und Hund schon rücksichtsvoll umzugehen wusste.

Am späten Nachmittag traf sich die Reitergesellschaft im Schloss Lübbenau. Eine Spreewälderin in historischer Tracht führte durch Garten, Turm- und Wappensaal und berichtete lebhaft über die Regionalgeschichte der Lausitz. Anschließend wurden im Schlossrestaurant traditionelle Gurken-, Wild- und Waldgerichte probiert.

Am Samstag früh versammelte man sich auf dem Köthener Reiterhof zur XX. Gestütsjagd. Sie begann mit einer Hubertusmesse in der barocken Fachwerkkirche in Krausnick, einem Kleinod märkischer Baukultur, wie Jagdherrin Dr. Ulrike Bröcker erläuterte.

Beim Abritt auf dem Großen Feld kreiste eine ferngesteuerte Drohne über Pferden und Reitern. Sie hörte sich an wie ein gewaltiger Staubsauger und glich einer Mischung aus Strandbuggy und Klonkrieger bei Star Wars. Mit dieser technischen Innovation dokumentierte Jean-Michel Feis gemeinsam mit einem weitangereisten Drohnen-Experten erstmals eine Schleppjagd aus der Vogelperspektive. Die im Ergebnis faszinierenden Filmsequenzen konnte man sich am Nachmittag beim traditionellen Resteessen auf der Forsthausterrasse anschauen: etwa von der routinierten Equipage der Brandenburger Meute, dem souveränen Springerfeld, angeführt vom Jagdherrn Dr. Leif Bröcker, oder den Parforcehornbläsern von Schloss Holte bei Bielefeld. Letztere hatten zum Curée  noch ein ganz besonderes Highlight in petto: Vor der Kulisse des Pichersees mit Hundemeute spielten sie unter Leitung von Stefan Pölz die 12 Jagdleitsignale (Fanfaren) in klassischer Reihenfolge, ebenso wie sie den Ablauf der traditionellen Jagd begleiten.

N. Bröcker