Das ewige Vorurteil, das Jagdreiten würde vorrangig von übergewichtigen, feierfreudigen und mit mehr Mut als Reitkunst ausgestatteten Männern und Frauen in der Midlife-Crisis ausgeübt werden, konnte wieder mal und völlig zu Recht am vergangenen Samstag im Gestüt am Pichersee im Spreewald widerlegt werden. Hier hatten Mitglieder des Brandenburger Hunting Club (BHC) die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen des Clubs ausgerichtet und verbanden dieses Ereignis mit einem ausdrücklichen Dank an Bernd Schiel, dem langjährigen Club Master, Ausrichter unzähliger Jagden und nicht zuletzt Begründer des Gestüts am Pichersee als Vereinssitz des BHC. Auch wurde der Dank an Hinrich Mönchmeyer ausgesprochen, der als Master der Brandenburger Meute zahlreiche Jagden des BHC begleitet hat.
Nach dem stilvollen Empfang mit Sekt und köstlichen Häppchen ritt zunächst die Jugend in der in Club-Farben geschmückten Reithalle eine von Catharina v. Ziegner kenntnisreich ausgearbeitete Spring-Quadrille vor, die von Harald Fechner, dem mehrfachen Landesmeister der Vielseitigkeit in Brandenburg, mit den Jugendlichen einstudiert worden war.
Anschließend führten 12 erwachsene Jagdreiter im farblich abgestimmten Jagd-Tenue eine überraschend gelungene Quadrille vor, die von Kajo Busch, dem BHC-Coach für alle Belange der Dressurarbeit, Rittigkeit und korrekter Sitzhaltung, mit den Reitern in den vergangenen Monaten trainiert worden war.
Mit großem Effekt wurde dann eine Schauschleppe mit der Brandenburger Meute unter der Leitung von Hinrich Mönchmeyer in der Reithalle vorgeführt.
Zum Abschluss richtete Andreas Hoffmann, der als Hauptorganisator der Feierlichkeiten ausgesprochen amüsant und informativ durch den Nachmittag führte, herzliche Dankesworte an die geehrten und ganz offensichtlich gerührten Master. Und natürlich an ihre Ehefrauen, die ihre Männer seit Jahren in ihren jagdlichen Aktivitäten unterstützen.
Schließlich wurden die Ehren-Plastronnadel des BHC, ein echt silberner Eichenbruch, sowie zwei Gemälde, die jeweils die Master in typischer Pose darstellen und von dem Mitglied Ulrike Bröcker kunstvoll gestaltet worden waren, überreicht. Und immer wieder gab es in den Stunden herrlich-jagdlichen Hörnerklang zu hören, da drei Bläsergruppen zu dem festlichen Ereignis angereist waren: Die Trompes du Val du Rhin, die Brandenburgischen Parforcehornbläser sowie die Rally Dampierre.
Auch die Master der Böhmer Harrier Meute sowie Mecklenburger Meute, Thorsten Mönchmeyer und Detelef Neumann, waren vor Ort und wurden herzlich begrüßt.
Doch das war nur der Nachmittag – am Abend wurde das Programm in dem 100 Jahre alten Festsaal der Gaststätte Müller in Groß Wasserburg fortgesetzt. Und hier zeigten die BHC-Mitglieder, gestärkt durch ein köstliches Buffet mit Spreewälder Spezialitäten, was sie noch so alles drauf haben:
Nachdem die Bläsergruppen die Geschichte und den Klang ihrer unterschiedlichen Hörner demonstriert hatten und die BHC Club-Fanfare ertönt war, hielt sein langjähriger Reitgefährte Bruno Hettich eine sehr schön in die Vergangenheit führende Laudatio auf Bernd Schiel. Anschließend sang die gesamte Festgemeinde die inoffizielle Landeshymne Brandenburgs „Steige hoch, Du roter Adler“, die sicherlich auch deswegen so stimmgewaltig ausfiel, da sie bei keinem Lagerfeuer-Abend des BHC fehlen darf. Tim Bröcker hielt eine amüsante und gleichermaßen rührende Ansprache auf Bernd Schiel und auf die Geschichte und Bedeutung des Gestüts am Pichersee für den Club. Ferner wurden von Ulrich Wolschner und Gottfried Heim bzw. Christiane Hoffmann mit Tochter Clara vier wunderschöne Stücke von Antonín Dvořák mit Violine und Piano vorgespielt. Weitere Höhepunkte des Abends waren eine zu Tränen rührende (aber auch sehr lustige) Rétrospective der Bläser Trompe Du Val Du Rhin auf 25 Jahre Jagden in Brandenburg. Herzlich gelacht wurde auch bei dem Auftritt des BHC-Barden Hans-Peter Pförtner, der die „Diplomatenjagd“ (von Reinhard Mey) auf Bernd Schiel umgedichtet hatte und dieses, durch seine Gitarre begleitet, vortrug. Ebenso lustig war das von der BHC-Jugend professionell vorgetragene Theaterstück, das eine Jagd aus der Sicht eines Pferdes darstellte. Sehr großen Beifall gab es aber auch, als sich der extra für die Jubiläumsfeier gegründete BHC-Männerchor auf die Bühne stellte und ausgesprochen kraftvoll den Jägerchor aus Carl Maria von Webers Freischütz sang. Und wem im Laufe des Tages noch keine Tränen der Rührung gekommen waren, der konnte sie ganz sicher nicht mehr zurückhalten, als Bernd Schiel mit seiner Posaune auf der Bühne stand und „What a wonderful world“ spielte, begleitet durch die Stimmen der Festgemeinde.
Sowohl die Gäste als auch die Veranstalter und die zahlreichen Helfer schauen mit erfülltem Herzen auf einen rundum gelungenen Tag zurück.
Fotos: Laura Wittulski, Klaus-Dieter Baumgart, Marietta Grade